Brief des Bürgermeisters im Tannaer Amtsblatt

Bürgermeister Marco Seidel zitiert Aufklärer und Professor für Experimentalphysik.

Quelle: Tannaer Amtsblatt 02/2010

„Die schlimmsten Lügen sind Wahrheiten, mäßig entstellt“ Georg Christof Lichtenberg

Liebe Tannaer,

momentan ist Tanna mehr in den Medien als zu unserer schönen 775-Jahrfeier vor drei Jahren. Jedoch wird ein Bild von unserer Heimatstadt und ihren politischen Gremien vermittelt, als seien diese nicht in der Lage, unsere Stadt zu entwickeln und Entscheidungen zum Wohle der Allgemeinheit zu treffen.

Zu dieser Einschätzung könnte man kommen, wenn man den Berichten der Presse und den beiden Fernsehbeiträgen Glauben schenkt, die vor Subjektivität nur so strotzen und bei denen Argumente und Sachverhalte einfach weggelassen wurden.

Man nennt das heute Pressefreiheit.

Alle Informationen und Ansichten, die den beiden öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern von mir zur Verfügung gestellt wurden, gebe ich Ihnen mit diesem Amtsblatt zur Kenntnis. Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung zur Objektivität des bisher Berichteten.

Es zeigt sich, dass immer dann, wenn jemand polarisieren will, Beiträge inszeniert werden, die ein Bild von einer Person oder einer ganzen Stadt zeichnen, das der Realität nicht gerecht wird.

Gründe dafür sind rückläufige Zahlen beim Zeitungsabsatz oder Desinteresse an Fernsehberichten über winterlichen Schneefall. Dies wird sich auch nicht ändern, solange es unterschiedliche Interessen gibt und jemand Geld verdienen will.

Finanzielle Interessen kann man in diesem Zusammenhang dem Stadtrat, dem Bauausschuss nebst seinen sachkundigen Bürgern und mir nicht vorwerfen. Es geht hier einfach darum, den Kernbereich der Stadt Tanna aufzuwerten und städtebauliche Missstände zu beseitigen, ohne den Denkmalschutz zu übergehen oder auszublenden.

Allerdings sehen unsere Architekten, die ausgesprochene Denkmalschützer sind, die Schwerpunkte der Denkmalseigenschaft des alten Schulgebäudes sehr differenziert. Aus diesem Grund haben sie dem Stadtrat auch empfohlen, den historischen Keller, der wohl wesentlich älteren Datums als der Rest des Gebäudes ist, zu erhalten und nicht abzureißen.

Da dieses Ansinnen bislang mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie jedoch in keiner Weise diskutiert wurde und noch weitere Gutachten ausstehen, habe ich mich dazu entschieden, keine Interviews zu diesem Thema zu geben.

Umso befremdlicher ist es, dass Mitarbeiter dieser Institution sich vor eine Kamera stellen und Interviews geben, ohne überhaupt mit der Stadt Tanna in Kontakt getreten zu sein bzw. die Variantenuntersuchung zur Kenntnis genommen zu haben.

Hier werden noch Gespräche notwendig sein, um Argumente auszutauschen und die für Tanna beste Lösung zu finden. Dies wird sich nun vielleicht komplizierter gestalten, da die vom Verein für Ortsgeschichte Tanna e.V. inszenierte Debatte um die „Alte Schule“ Vorurteile bei verschiedenen Partnern hervorgerufen haben könnte.

Die Art und Weise, mit der der Ortsgeschichtsverein, vertreten durch seine Vorsitzende Frau Thiele hier auftritt, ist völlig unangemessen und es stellt sich die Frage nach der tatsächlichen Motivation.

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass Herr Neupert und der extra energy e.V. die Stadt Tanna auf Schadenersatz verklagen. Dies macht natürlich nur dann Sinn, wenn man sein Projekt aufgegeben hat.

Unverständlich ist deshalb der Auftritt im Fernsehen, in dem am Projekt weiterhin festgehalten wird. Ebenfalls unverständlich ist die Schadenersatzklage gegen die Stadt, da Herr Neupert sich vertraglich verpflichtet hat, sämtliche Kosten selbst zu tragen, auch für den Fall, dass der Kaufvertrag nicht zustande kommt.

Aus meiner und auch aus Sicht des Stadtrates hatte Herr Neupert genügend Zeit, das Grundstück der „Alten Schule“ zum Preis von 1,00 Euro zu kaufen und stellt sich nun hin und tut so, als ob die Stadt Tanna den Nichtvollzug des Kaufvertrages zu vertreten hätte.

Leider ist es im Amtsblatt nicht möglich, die Ansichten farbig darzustellen, ich hoffe jedoch, dass Sie sich zum momentanen Stand ausreichend informieren können.

Die farbigen Ansichten können Sie sich ab sofort auch auf unserer Website www.stadt-tanna.de ansehen.

Ihr Bürgermeister Marco Seidel

Diskussion im Forum des StadtBild Deutschland e.V.

Screenshot ForumAngeregt durch die Berichterstattung des ZDF wird im Forum des StadtBild Deutschland e.V. diskutiert:

http://www.stadtbild-deutschland.org/forum/index.php?page=Thread&threadID=3276

 

 

mdr Fernsehen berichtet unter dem Titel „Denkmalschutz mit Abrissbirne“

Der Mitteldeutsche Rundfunk berichtet am Donnerstag, 11.02.10 um 22:05: „Im thüringischen Tanna möchte der Bürgermeister ein altes Gebäude abreißen, obwohl dieses unter Denkmalschutz steht und ein Investor vor der Tür steht. „artour“ hat die Stadt besucht.

Normalerweise hat der Denkmalschutz in unseren Breiten, neben vielen anderen, ein Problem: Wie findet man für ein erhaltenswertes Gebäude einen Nutzer? Sei es ein Schloss aus dem 17. Jahrhundert oder ein Umgebindehaus aus dem 18. Jahrhundert, oft scheitert der Denkmalschutz an einem fehlenden Nutzer, an einem Investor und man muss mit ansehen, wie wertvolle Gebäude nur noch notdürftig erhalten werden können.

Abriss trotz Investor?

Im thüringischen Tanna ist die Situation völlig anders. Hier geht der Bürgermeister mit seinem Stadtrat ganz eigene Wege. Er hat ein leer stehendes denkmalgeschütztes Gebäude und einen Investor, der das Haus restaurieren und nutzen will. Sehr schön! Doch der Bürgermeister will dieses Gebäude jetzt abreißen lassen. Er will einen freien Blick bis zur Kirche. Trotz Denkmalschutz und trotz Investor. „artour“ hat sich das Streitobjekt, die so genannte „Alte Schule“ in Tanna, angesehen und versucht, hinter diesem merkwürdigen Umgang mit dem Denkmalschutz einen Sinn zu finden. Eine Fallstudie.“

Leider ist der Fernsehbeitrag auf Grund der Löschpflicht bei den öffentlich-rechtlichen Sendern aus dem öffentlichen Archiv entfernt worden.

http://www.mdr.de/artour/7065791.html (Link verweist nicht mehr auf die Sendung)

http://programm.ard.de/?sendung=282295657042711 Seite im ARD Archiv, leider ohne Video

Im Architekur Forum werden Fragen gestellt

Screenshot der WebsiteDer User „LE Mon. hist.“ aus Leipzig hat das Thema Alte Schule aufgegriffen:

http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showthread.php?p=250577

ZDF-Magazin „Blickpunkt“ vom 31.01.2010

der “Aufreger“ der Woche ist der Beitrag über den geplanten Abriss der Alten Schule. Leider ist der Beitrag durch die Löschpflicht der Sender nicht mehr in der Mediathek abrufbar. Zum Glück gibt’s noch eine Version auf YouTube.

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/haupt…1-Januar-2010/

Buch: Heimat Thüringen – 01/2010 – Kulturdenkmal 2010 – Historische Schulgebäude

Buchcover Heimat Thüringen – 01/2010 – Kulturdenkmal 2010 – Historische Schulgebäude
SCHWERPUNKTTHEMA:
KULTURDENKMAL 2010 – HISTORISCHE SCHULGEBÄUDE | Baugeschichte und Typologie historischer Schulgebäude in Thüringen | Der Vergangenheit eine Zukunft geben – Die Sanierung historischer Schulgebäude | Das Rutheneum von Schleiz | Historische Schulen von Ilfeld | Die Salzmannschule in Schnepfenthal | Die Schaffnersche Anstalt in Gumperda | Die Lietz-Schule Haubinda | Von der Universitätsübungsschule zur Volkshochschule Jena | Das Altenburger Karolinum | Von der Gothaer Schäferstiftung zum Big Palais | Das Bürgerhaus in der Alten Schule von Berga/Elster | Die Alte Schule von Tanna | Die Jüdische Schule von Stadtlengsfeld | Die Hohenfeldener Dorfschulen | Die alte Schule von Schmiedebach | Die Bachs in der Alten Schule von Wechmar | 93 Jahre Landschule in Döngers | 100 Jahre Schule von Langenorla | Die verrückte Schule von Cabarz | Chronik der Schule von Schmeheim | Die Schulgebäude von Altersbach | 90 Jahre Schule in Schmiedefeld | Das Gymnasium „J.G. Seume“ in Vacha | LITERATURHINWEIS: Die Schulen im Kyffhäuserkreis | VERANSTALTUNGEN

Broschüre, 72 Seiten, s/w mit zahlreichen Abbildungen, 17. Jahrgang 2010, Heft 1, ISSN 0946-4697

Preis: 5 € zzgl. Versandkosten unter der URL http://www.kulturlandschaft.fh-erfurt.de/index.php?id=464

Tanna: Die Elektrorad-Metropole

So titelt die Branchenzeitschrift „Fahrrad-News“ in einem Artikel über Elektrofahrräder in der Ausgabe Januar/Februar 2010. Vorgestellt wird auch die Alte Schule als potentielles Schulungszentrum für Zweiradmechaniker:

http://www.myvirtualpaper.com/doc/epaper/fahrrad-news-01-2010/2009120701/59.html

OTZ Berichtet über den geplanten Abriss

Tanna will denkmalgeschützte Schule abreißen

Die alte Schule in Tanna steht leer. Hannes Neupert darf sie trotz Baugenehmigung nicht weiter zum Schulungszentrum für seinen Verein ExtraEnergy ausbauen, obwohl er bereits viel Geld investiert hat. Die Stadt als Besitzer hat es ihm untersagt und der Stadtrat hat kürzlich den Abriss beschlossen.
Tanna. Denkmalschutz und Landesentwicklungsgesellschaft spielen auch noch eine Rolle. Wie soll es nun weitergehen? Industriedesigner Hannes Neupert, Vorsitzender des weltweit aktiven Vereins ExtraEnergy, und Stephanie Thiele vom Verein Ortsgeschichte Tanna e.V. hatten zu einem Informationsabend eingeladen, um ihre Pläne und Ansichten vorzustellen.Allerdings waren die Tannaer nicht so zahlreich erschienen, wie man sich das gewünscht hätte. Stephanie Thiele erläuterte die Bedeutung des Tannaer Ensembles Kirche, Pfarrhaus, alte Schule und Pfarrscheune für den Deutschen Orden im Mittelalter. „Die Kirche mit der alten Schule davor, daneben das Rathaus ist identitätbildend für Tanna“, meinte sie und zeigte dies anhand von Schriften und Gläsern, wo man stets das Abbild findet. Und: „Der Abbruch stellt sich möglicherweise wenn wir nicht mehr leben als nicht mehr gut zu machender historischer Fehler heraus.“

Weiterlesen »

Stadtrat beschließt Abriss der Alten Schule

Der Stadtrat in Tanna beschließt den Abriss der Alten Schule trotz bestehenden Denkmalschutzes und einem Investor.

Aus dem Amtsblatt der Stadt Tanna:

Beschluss-Nr. 09/03/03

Der Stadtrat der Stadt Tanna beschließt die Vertagung der Beschlussfassung zur Abbruchgenehmigung „Alte Schule“.

Stimmberechtigt 16
Ja-Stimmen 4
Nein-Stimmen 9
Enthaltung 3

Beschluss-Nr. 09/03/04

Der Stadtrat der Stadt Tanna beschließt den Abbruch der „Alten Schule“ entsprechend des beigefügten Abbruchantrages sowie Nebenanlagen/WC-Gebäude/Heizhaus/Schornstein auf dem Flurstück 1/5, Flur 1 der Gemarkung Tanna.

Der Bürgermeister wird ermächtigt, sämtliche hierfür notwendigen Verfahrensschritte einzuleiten und das baurechtliche Verfahren einzuleiten sowie durchzuführen.

Stimmberechtigt 16
Ja-Stimmen 12
Nein-Stimmen 3
Enthaltung 1

Promising Future for Building with a Past

Anyone interested in the unique building of the former school in Tanna, could join a guided tour of the „Alte Schule“ on 3 May. The vacant building has been a talking point in the local community, ever since Hannes Neupert suggested it should be renovated and used as a museum and training center for small electric vehicles.

The path to the school runs through a short, cloister-like tunnel, before it veers sharply right and up a steep hill to the front door. Coming out of the tunnel, the first view is of the renovated church, also perched on the low hill, not far away from the town square.

Long, long ago the school belonged to the church. The ruling prince of the day had swopped the right to administer the town school with the church, in exchange for the right to manage the forests surrounding Tanna. Over the centuries, the arrangement remained in place more or less unchanged. The only difference: At some point the school building was replaced and the church was required to rent it from the city, owner of the land the building stands on.

Stepping through the old wooden front door, the visitor gets the unmistakable whiff of old dust. The building was last used as a school in 1975. Since then it has stood vacant. One class room was the set for the filming of the movie „Soweit die Füße tragen“. All other class rooms are clearly recognizable as such – even without the school desks. Old tables, low exercise banks and wash basins, even a table for a teacher, reminds of the old school days.

When Hannes Neupert guides residents of Tanna through the building, some recognize their old class rooms. When the group reaches the third floor, an old boy of the school says the school director used to live here, but had to make way for the caretaker in the socialistic DDR.

Today the upperfloor is a single room, with wooden trushes where walls previously partitioned the rooms. Trushes without plaster, which have been left in place intentionally. For the first time, one gets an idea how innovative the renovators could be, without erasing the past.

The attic is also a single space without walls – testimony to the different political systems the school lived through. Pieces of old posters lie scattered on the floor, demanding peace in the post-war era. Another poster propagates the „benefits“ of collective farming and a lonely BRD sign is further witness to the period.

In future a selection of the oldest prototypes of small electric vehicles will be exhibited here such as electric bicycles and scooters. On the floors below the attic there will be training rooms and offices, as well as more exhibition space for the growing collection of electric bicycles at ExtraEnergy.

In this way ExtraEnergy president Neupert hopes to interest more international and regional guests in Tanna. „There are enough modern glass palaces“, he says. Especially appealing to him, is the contrast between the old building on the one side, and the modern vehicles it will house on the other side.

The visitors find both the suggested building plans and the pedelecs „interesting“. After all, „we’ve seen the bikes whizzing past us in the last few days“. The suggestion that the building should be torn down to make place for a parking lot, finds no supporters among these residents of Tanna. „We don’t need so much parking space,“ they say.

All agree that it „would be better if the building could be used“, but that would only be possible „if the money was at hand“. How to finance the renovation is still unclear. Since the building has been declared a protected building of historic importance (thanks to the efforts of ExtraEnergy) Hannes Neupert places his hopes on state aid.

Then the „Alte Schule“ of Tanna will be able to document the start of a new kind of mobility and accommodate pioneers again.

Photos of „Alte Schule“

Copy: Nora Manthey
Translation: Christoffel Volschenk
Photos: Patrick Knappick, Nora Manthey

Quelle: http://extraenergy.org/main.php?language=en&category=extraenergy&subcateg=&id=2435