OTZ Berichtet über den geplanten Abriss

Tanna will denkmalgeschützte Schule abreißen

Die alte Schule in Tanna steht leer. Hannes Neupert darf sie trotz Baugenehmigung nicht weiter zum Schulungszentrum für seinen Verein ExtraEnergy ausbauen, obwohl er bereits viel Geld investiert hat. Die Stadt als Besitzer hat es ihm untersagt und der Stadtrat hat kürzlich den Abriss beschlossen.
Tanna. Denkmalschutz und Landesentwicklungsgesellschaft spielen auch noch eine Rolle. Wie soll es nun weitergehen? Industriedesigner Hannes Neupert, Vorsitzender des weltweit aktiven Vereins ExtraEnergy, und Stephanie Thiele vom Verein Ortsgeschichte Tanna e.V. hatten zu einem Informationsabend eingeladen, um ihre Pläne und Ansichten vorzustellen.Allerdings waren die Tannaer nicht so zahlreich erschienen, wie man sich das gewünscht hätte. Stephanie Thiele erläuterte die Bedeutung des Tannaer Ensembles Kirche, Pfarrhaus, alte Schule und Pfarrscheune für den Deutschen Orden im Mittelalter. „Die Kirche mit der alten Schule davor, daneben das Rathaus ist identitätbildend für Tanna“, meinte sie und zeigte dies anhand von Schriften und Gläsern, wo man stets das Abbild findet. Und: „Der Abbruch stellt sich möglicherweise wenn wir nicht mehr leben als nicht mehr gut zu machender historischer Fehler heraus.“ Der Verein habe deshalb Pläne, die nahe und leer stehende Pfarrscheune zum Museumsgebäude auszubauen. Mit Hilfe von Fördermitteln von Euregio Egrensis wolle man dies schaffen. Dabei beruft sich der Verein auf den historischen Wert der ein Ensemble bildenden Gebäude durch den deutschen Orden. „Wir brauchen uns aber nicht hinten zu bemühen, wenn uns vorn das Gesicht genommen wird“, erklärte die engagierte Tannaerin zu den Abrissplänen der Stadt. So einen historischen Eingriff hätte es in Tanna zudem noch nie gegeben. Und: „Wenn beide jetzt noch leer stehenden Gebäude bezogen werden, wäre unser historischer Kern vollständig belegt. Kein Leerstand, davon träumt manch andere Stadt, aber bei uns ist es umgekehrt.“Hannes Neupert stellte danach die Vereine ExtraEnergy und EnergyBus sowie die Pläne zum Ausbau und zur Nutzung der alten Schule vor. „Seit fast zehn Jahren sind wir in Tanna tätig, aber viele wissen gar nicht, was wir tun“, sagte der Vereinschef. Neupert konnte die Bedeutung des Vereins anhand von Beiträgen im Fernsehen und in Fachzeitschriften, Bildern von Fahrradmessen und der Tätigkeit u.a. in Japan, Taiwan und China aufzeigen. Ja, man gelte als vertrauenswürdig, was Pedelecs und E-Bikes betreffe, und das sei jahrelange Arbeit gewesen, erklärte Hannes Neupert den weltweiten Erfolg. Zudem gebe es einen regelrechten Boom der elektronisch betriebenen Fahrräder, und der steige noch an. Den Standort Tanna könne er für ExtraEnergy nicht halten, so Neupert, wenn die alte Schule abgerissen werde, wodurch zudem der Markt noch mehr verwaisen würde als er das heute schon ist. Die jetzige Halle sei nicht beheizbar und andere ihm von der Stadt vorgeschlagene Gebäude nicht geeignet. So sei z.B. die alte Textilfabrik zu groß und ohne Charme. Warum er das Haus nicht schon 2006, als es möglich war, von der Stadt kaufte, wurde gefragt? Weil er nicht innerhalb von zwei Jahren, wie es gefordert wurde, das Gebäude hätte sanieren können. Investiert hat Hannes Neupert indes bereits 100.000 Euro für das Haus. Trotzdem hoffe er, dass sein Vorhaben umsetzbar sei, auch wenn der Stadtrat dagegen sei, das Konzept weiter zu tragen. „Wenn der Abriss kommt, müsste ich meine Auslagen einklagen von der Stadt. Aber das ist nicht mein Ziel“, erklärte der Tannaer. Er strebe vielmehr an, für ExtraEnergy und EnergyBus Schulungs-, Labor- und Ausstellungsräume zu schaffen, kein produzierendes Gewerbe. Und wenn man in der alten Schule einen Lift einbauen wolle, dann nicht, weil man ein Altersheim baue, wie man im Stadtrat deutete, so Neupert, sondern weil im Industrieverband EnergyBus e.V. neben Weltkonzernen wie Bosch, Pansonic und Sanyo auch der weltweit größte Rollstuhlhersteller Alber sei. Langfristig rechne man mit bis zu 30 Arbeitsplätzen in Logistik und Verwaltung. Mit heimischen Firmen arbeite man zudem bereits jetzt zusammen, engagiere sie für Aufträge. Auch an Tourismusprojekten in der Region beteilige man sich. Zweimal im Jahr finden Tests statt, bei welchen man (nur an diesen Tagen) mit bis zu 3000 Besuchern rechne. „Ich bin noch guter Hoffnung“, sagte Hannes Neupert, „dass es einen Weg gibt, weil die alte Schule unter Denkmalschutz steht und gar nicht abgerissen werden darf“. Da der Bürgermeister sein Kommen zum Info-Abend entschuldigt hatte, fragten sich einige der Zuhörer, warum man jetzt die Schule abreißen will, wenn man sie 2006 noch nutzen wollte. Diese Frage blieb an dem Abend unbeantwortet.
Simone Zeh / 24.11.09 / OTZ